Das Thema der Tanzwut ist für mich als Frau ein ganz persönliches Thema rund um Körperlichkeit, Unterdrückung der Weiblichkeit und der Sexualität, misogyne Traditionen, soziale Dynamik und Rebellion.
Vor kurzem habe ich die Erzählung des italienischen Journalisten Giulio Di Luzio über eine wahre Geschichte eines Opfers der Tanzwut im Salento der 1960-1970er Jahre ins Deutsche übersetzt.
In diesem Buch stelle ich die Studie des deutschen Arztes Justus Friedrich Karl Hecker aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor, der das Phänomen in Frankreich, Belgien, Deutschland, den Niederlanden, Süditalien und Abessinien untersucht.
Das Thema ist für mich persönlich ein feministisches Thema. Denn es geht bei der Tanzwut im Besonderen um die Frau, um ihre Körperlichkeit und Sexualität und auch um die Unterdrückung derselben. Der Tanz ist Ausdruck einer Befreiung von frauenfeindlichen Unterdrückungsmustern, die es in allen Kulturen und Gesellschaften gibt. Daher ist das Phänomen auch in Regionen und geschichtlichen Epochen zu finden, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Hecker ordnet das Phänomen als Wahn und Nervenkrankheit ein, findet auch keine Erklärung dafür und freut sich zwischen den Zeilen über die Abnahme desselben im Laufe der Zeit, vor allem nach dem Mittelalter. Themen wie diese sollten im Rahmen der feministischen Forschung gründlicher untersucht werden. Dazu möchte ich beitragen.
Milena Rampoldi, Die Gründerin von ProMosaik
Das Video zum Buch (Auszug aus einem Vortrag):