Giulio Di Luzio, Apartheid in Italien

 

In diesem Buch über die italienische Apartheid fasst der italienische Autor und Journalist Giulio Di Luzio einige Hauptaspekte der italienischen Einwanderungsgeschichte zusammen. Er schreibt:

 

Wir haben die Anmaßung des sanftmütigen und gastfreundlichen italienischen Volkes aufgezeigt. Wir haben aufgezeigt, wie sehr dieses Märchen das Leben vieler verhöhnter und diskriminierter Migranten belastet hat, sodass unser Land in der gar nicht beneidenswerten Rangliste der UN-Berichte über den Verstoß gegen die Bürgerrechte der Ausländer mit Portugal, Slowenien, Burkina Faso, Kamerun und Uganda vergleichbar ist. Die Einwanderung wird so sehr als Problem der öffentlichen Ordnung angegangen, dass 80% der damit verbundenen Ausgaben für ihre Unterdrückung und nur 20% für die Inklusionspolitik bestimmt sind! Schließlich ist der Krieg gegen die illegale Einwanderung nichts als eine Flagge der Propaganda. Denn mehr als 95% der Einwanderer, die heute legal in Italien leben und arbeiten, haben alle einen mehr oder weniger langen Zeitraum der Illegalität hinter sich. Denn nur die „virtuelle“ Vorschrift besagt, dass die Einreise nur mit einem bereits bestehenden Arbeitsvertrag möglich ist. Aber welcher Arbeitgeber würde blind einen Arbeitnehmer einstellen, und dies unabhängig davon, ob es sich nun um einen Italiener oder um einen Ausländer handelt?

 

Wir haben die siebziger Jahre mit der Last der Gleichgültigkeit gegenüber den Neuankömmlingen, die Jahre des Übergangs und der Neugier des folgenden Jahrzehnts und der Gesetzgebung guter Absichten durchlaufen. Aber die gesamte Entwicklung wurde seitdem vom Notstandstigma belastet. Wir haben auf die entscheidenden Tatsachen und den Wendepunkt von 1989, die Wahl der Null-Toleranz der neunziger Jahre und die Politik der Kriminalisierung von Einwanderern des neuen Jahrtausends hin-gewiesen. Dieser Medienprozess wird von einer lebhaften und rachsüchtigen Sprache unterstützt, die sich dank der italienischen Presse behauptet und einen großen Teil der öffentlichen Meinung in Bann gezogen hat. Wir haben aber auch aufgezeigt, dass verbotene politische Entscheidungen kurzsichtig und ineffektiv sind. Durch Verbote lassen sich Menschen, die vor Hunger oder blutigen Regimen, Militärdiktaturen oder Stammeskonflikten, Kriegen oder klimatischen Umwälzungen, Prozessen der Wüstenbildung oder Hungersnot, politischer Verfolgung oder Apartheid, Hunger oder Arbeitslosigkeit fliehen, nicht aufhalten. Die Philosophie der öffentlichen Ordnung, welche die Einwanderung als Sicherheitsproblem betrachtet, ist dem Untergang geweiht und widerspricht humanitären, verfassungsmäßigen und rechtsstaatlichen Grundsätzen.

 

Buchpräsentation:

Giulio Di Luzio presenta il saggio “Apartheid all’italiana. Antifiaba dell’Italia accogliente”

 

 

Das Video zum Buch finden Sie hier:

 

 

Hier finden Sie das Buch in deutscher Übersetzung.