Milena Rampoldi, Altneuzeiten, Interviews und Perspektiven

 

Dieses Buch ist ein Würfel, ein Mosaik, der Ausdruck eines Polylogs, eine Vereinigung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, eine Utopie, eine enthüllte Erkenntnis, dass Wahrheit im Polylog entsteht. In diesem Buch habe ich verschiedene Interviews und Auszüge aus Texten zusammengeführt, in denen sich ein roter Faden wiederfindet, der des Ortes der Begegnung zwischen Menschen auf der Suche nach der Wahrheit. In dieser schweren Zeit des Covid-19 und der Social-Distancing-Maßnahmen, die Menschen voneinander entfernen und den Menschen dem Menschen fast fremd machen, möchte ich ein Zeichen setzen für ästhetischen Ausdruck, historisches Bewusstsein und Leidenschaft für die Utopie. Und gerade diese Utopie entsteht ganz im Sinne Martin Bubers im Raum des Dialogs, im Raum der Dialektik zwischen dem Ich und dem Du. Dieses Buch ist auch sehr weiblich. Es betont die Bedeutung des Polylogs im intergeschlechtlichen Raum der Spannung ganz im Sinne des Poesie- und Kunstprojektes „Cara“. Es ist ein Buch der Empathie und der Betonung der Bedeutung der historischen Forschung für das Hier und Jetzt, aber auch für die Zukunft. Die Utopie ist mit der Idee des Unendlichem im Menschen verbunden und ist unabhängig von der kulturellen, sozialen und religiösen Prägung des Menschen präsent (Milena Rampoldi, Istanbul 2021).

 

Ein Auszug aus dem Interview mit Harald Seubert:

Zunächst sage ich es mit Karl Popper als Falsifizierung. Diese Erneuerung kann nicht von den linearen Welt-, Menschen- und Geschichtsbildern des 20. Jahrhunderts ausgehen, denen intellektuell neue Facetten angefügt würden. Sie kann nicht einfach sozialistisch-marxistisch, konservativ-traditionsverhaftet, und nicht liberalistisch sein. Das heißt nicht, dass nicht all jene Traditionen, neben Verfehltem, Keime der Zukunft in sich enthalten und insofern in einzelnen Momenten erinnernswert sein können. Dazu bedarf es aber, mit Walter Benjamin gesagt, einer „rettenden Kritik“. Maximen für ein anderes Gemeinsames-Leben können überdies aus dem Schatz der großen Weltreligionen gewonnen werden, gewiss. Doch essentiell ist, dass ein ‚Wir‘, ein Sensus communis aus Freiheit entsteht, dass neue ungebahnte Wege entstehen, also eine Weltgesellschaft aus Verschiedenen, ein dichtes Netz aus Alten und Jungen, Männern, Frauen, Diversen, die nicht nur zeitweise, sondern dauerhaft dieses Wir denken und leben, ohne die schillernde Vielheit preiszugeben. Dies setzt voraus, dass Individualität und Gemeinschaft, wie Platon sagt – die kleine Schrift der Seele und die große der Polis -, in einer engen Verschränkung, in einem humanen Gewebe, miteinander verknüpft werden.

 

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